Joschis Geschichte



Hallo! Ich bin Joshi. Bin ganz aufgeregt, denn ich darf meine Geschichte erzählen. Bisher habe ich viele Tiefen erlebt, auch einige Höhepunkte, die mich immer mehr zu einem stolzen und selbstbewussten Kater gemacht haben. Ein richtiges Happy-End ist aber leider noch nicht in Sicht. Das soll nicht heißen, dass ich hier unglücklich bin, aber auch ich hätte so gerne eine Familie für mich, wie meine mittlerweile beste Freundin Mina, die zu meiner Pflegefamilie gehört.

Nun mal von Anfang an: Inka Sickert und Elke Reising (beide von der Tierhilfe Fuerteventura e.V.) sind der Meinung, dass nicht nur den Fuerteventura-Katzen geholfen werden muss - nein, auch arme Katzenseelen in Deutschland haben Hilfe genauso nötig. Wie recht sie doch haben!

Ende Juli musste Inka zur Tankstelle, wo sie einen handgeschriebenen Zettel sah: „Dringend – 2 Katzenbabys zu verschenken“. Inka rief sofort Elke an und meinte, dass sie ein schlechtes Gefühl habe: Hier müsse geholfen werden, und zwar nicht den Leuten, sondern den kostenlosen Geschenken.   Elke stimmte sofort zu und erklärte sich bereit, die beiden, also mich und meine Schwester Minni, aufzunehmen. Inka nahm gleich Kontakt zu den Leuten auf, die uns nicht mehr wollten und vereinbarte einen Abholtermin sofort für den nächsten Tag. Dafür bin ich ihr immer noch sehr dankbar.

Natürlich wusste ich ihren Rettungsversuch nicht sofort zu schätzen und versuchte zu beißen, genauso wie meine Schwester. Nur mit Handschuhen konnte unsere Retterin uns einfangen. Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie schlecht wir es die ersten Lebenswochen hatten, denn wir waren unerwünscht. Inka merkte man an, wie sauer sie auf diese Leute war: Sie verlangte, dass entweder mein Papa oder meine Mama kastriert wurden und dies unverzüglich. Was auch auf Kosten der Tierhilfe Fuerteventura e.V. auch geschah.

Total verängstigt saßen Minni und ich in der Katzenbox. Wir wussten ja nicht, was Inka mit uns vorhatte - wie denn auch, bisher wollte man uns nichts Gutes. Viele Kilometer fuhren wir von Dorsten (NRW) nach Kleinostheim (Bayern). Dort angekommen lernten wir Elke kennen. Zuerst mochten wir sie nicht, na klar, wer konnte schon wissen, dass sie uns helfen wollte. Und diese Hilfe hatten wir auch dringend nötig. Elke musste uns erst mal baden, entflohen, die Ohren reinigen, die sehr juckten von den vielen Milben, und uns Medikamente gegen die ekligen Bauchschmerzen geben, da wir voller Würmer und Giardien waren. Natürlich bissen wir sie nicht nur einmal, aber Elke nahm es uns nicht krumm, denn sie wusste, dass wir panische Angst vor Zweibeinern hatten. Immer wieder redete sie mit leiser Stimme auf uns ein.

Minni gab als erste nach und ergab sich ihrem Schicksal. Argwöhnisch schaute ich zu, wie Minni sich kraulen ließ, sogar mit Elkes Kindern spielte. Nein, sagte ich mir damals, ich habe meinen Stolz und werde mich niemals Streicheleinheiten hingeben. Dann kam der Tag des Abschieds. Mir brach fast das Herz! Minni hatte eine Familie gefunden und wurde abgeholt. Ich weinte ihr stundenlang nach, oder waren es sogar Tage? Minnis neue Menschen waren so glücklich und - ich gebe es ungern zu - meine Schwester auch, denn sie hörte gar nicht auf zu schnurren. So eine falsche Schlange!

Elke gab nicht auf, sie redete stundenlang mit mir, ohne mich zu berühren oder in die Enge zu treiben. Dabei hätte ich sie gerne noch einmal gebissen... Vier Wochen später, ein Tag, den ich nie vergessen werde: Noch immer war ich hartnäckig. Hatte aber mittlerweileKontakt zur gleichaltrigen Kätzin der Familie aufgenommen. Mina - so heißt diese eingebildete Katzendame - machte mir das Leben anfangs nicht gerade leicht. Ständig bekam ich Kopfnüsse. Sie meint, sie sei etwas Besseres - Siam halt. Dabei war sie als Baby ebenso unerwünscht wie ich. Im Alter von drei Wochen wurde sie auf Fuerteventura in den Freilauf eines Staffordshire Terrier geworfen, mit dem Hintergedanken, dass sie sicherlich ein leckeres Frühstück abgibt. Hier wird erzählt, dass Chris von der Perrera Mina unter dem Körper des Hundes fand, der sie vor der Sonne schützen wollte. Chris nahm Mina mit nach Hause und zog sie mit dem Fläschchen groß. Als sie dann alt genug war, durfte sie zu Patrick, dem Sohn von Elke. Ach, jetzt schweife ich wieder vom Thema ab...

Also Mina und ich verstehen uns ganz gut, klar, ich muss mich zügeln, damit Madame sich nicht auf den Schlips getreten fühlt. Ich weiß nicht wie es kam, aber ich tollte mit Mina herum und verfing mich in einer doofen Hundeleine (so was gibt es hier auch – ich meine, einen Hund! Mit dem wir machen können, was wir wollen.). Ich schrie, so laut ich konnte. Elke kam sofort, ganz vorsichtig befreite sie mich, natürlich biss ich mehrmals zu. Leute, da wurde bei mir ein Schalter umgelegt und ich fragte mich: Warum mochte ich sie nicht? Ich habe doch eigentlich gemerkt, dass ich ihr viel bedeutete. Sie hat mich tagelang gepflegt, hat nie mit mir geschimpft, als der ganz schlimme Durchfall kam und das Sofa, die Decken, die Kissen und der Kratzbaum total schmutzig wurden. ImGegenteil, sie meinte zu mir, dass alles bald besser wird und ich wieder ohne Bauchweh spielen kann.
Jetzt aber weiter: Nach der Rettung schaute ich ihr zum ersten Mal in die Augen und machte „miau“ (dieses „miau“ benutzen wir Katzen übrigens nur, um mit Menschen Kontakt aufzunehmen, wir Katzen unterhalten uns ganz anders). Elke weinte, denn ich setzte noch eins drauf, rieb schnurrend meinen Kopf an ihren Beinen. Ja Leute, nun sind wir diebesten Freunde. Ich weiß, dass ich hier nicht für immer bleiben kann, was nicht heißt, dass ich gehen muss, bevor ich ein Zuhause habe. Aber mir ist klar, dass es kaum liebe Zweibeiner gibt, die einen schwarzen Kater mit einem verkrüppelten Schwanz haben wollen, der eben kein Kuschelbär ist, viel Eingewöhnungszeit benötigt und vermutlich nie ein Schoßkätzchen sein wird. Elke versprach mir von Anfang an, dass ich, wie alle anderen ihrer Pflegekatzen, ein Zuhaue bekomme, wie ich es mir wünsche.

Wünsche? Ja, die habe ich: Ich, Joshi, möchte so gerne eine Familie! Kinder sollten aber schon älter sein, da ich den Umgang mit Kleinkindern nicht kenne. Wäre super toll, wenn ich viele Spielkameraden hätte, Hund oder Katze (natürlich darf auch eine eingebildete Siam dabei sein). Aber mein aller, allergrößter Wunsch ist es, dass ich draußen im Freien herumspringen darf, auf Bäume klettern, über Wiesen flitzen und in der Sonne liegen. Oh ja, davon träume ich.

Elke sagt, wenn man sich ganz fest etwas wünscht, dann wird es auch in Erfüllung gehen. Ich glaube ihr, denn zu ihr habe ich Vertrauen, was ich auch gerne einer eigenen Familie schenken möchte.

So, jetzt muss ich aber Schluss machen, das hier wird sonst zu lang. Ich grüße Euch mit wedelndem Stummelschwanz (das habe ich mir von dem Hund abgeschaut, der das macht, wenn er sich freut. Ich jetzt auch, und die doofe Siam versteht die Welt nicht mehr). Denkt an mich und all meine Kumpels, die hilflos verlassen auch hier in Deutschland auf Eure Hilfe warten. Helft Inka und Elke, uns zu retten.

Ich bin auf dem Weg in mein Glück und träume weiter von meiner Familie, damit der Traum bald in Erfüllung geht.  Euer Joshi! 

Autor: Joshi (in Kooperation mit Elke Reising)

Anmerkung: Joshis Wunsch ist inzwischen in Erfüllung gegangen. Er ist glücklich vermittelt.

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